Podcast statt Party

VON MATTHIAS VOSS
ZEITZ/MZ – originaler Artikel

„Generell ist es cool, auch mal eine andere Zeit zu erleben. Aber eigentlich muss ich wieder raus auf Partys. Ich würde doch gern zur Normalität zurück“, sagt Udo Höntsch. Als DJ Udo Mugge tourt er seit über 35 Jahren durch die Region. Doch Corona macht ihm diesbezüglich seit einem Jahr fast einen kompletten Strich durch die Rechnung. „Ich hatte mich letztes Jahr wieder auf die Open-Air-Saison mit Dorffesten und Festivals gefreut. Aber dann ist fast alles abgesagt worden. Lediglich beim Sommerfest des Fußballvereins ZFC Meuselwitz und auf ein paar Hochzeiten konnte ich Musik machen“, sagt der 53-Jährige. In diesem Jahr geht er davon aus, dass bis April, Mai nichts mehr veranstaltet wird, wo man ihn und seine Musik braucht.

So musste sich Höntsch nach Alternativen umschauen. „Klar, wenn du jahrelang fast jedes Wochenende unterwegs bist, bleibt zu Hause viel liegen. Das zu erledigen und Zeit mit der Familie zu verbringen war natürlich schön. Aber irgendwie fehlte was“, meint er. So stieg er Ende April 2020 beim Internet- Radio Zeitz ein, moderierte bis Ende Oktober jeden Samstag und jeden Sonntag von 9 bis 12 Uhr. „Ein halbes Jahr Volldampf, das hat dann aber auch gereicht. Danach brauchte ich eine Aus- zeit“, so der DJ. Seitdem arbeitet er an einem neuen Liveprogramm, denn Musiker ist er auch, spielt Gitarre, Keyboard, Schlagzeug und Bass. Vielleicht nimmt er demnächst sogar seine dritte CD mit eigenen Liedern auf. Die letzte stammt aus dem Jahr 1996.

Weitere Projekte sind ein neuer Podcast, also eine Sendung, die jederzeit im Internet abgerufen werden kann, sowie besondere Videos aus der Region. Zuletzt war er dafür im Zeitzer Forst bei Breitenbach. Mit einem Kumpel will er zudem Aufnahmen vor einem sogenannten Green Screen machen. Damit kann man so tun, als ob man vollkommen woanders wäre.

Finanziell habe ihm Corona nicht geschadet, denn außer einer kurzen frei- beruflichen Zeit Anfang der 1990er war er immer angestellt. Der gelernte Stahl- bauschlosser arbeitet als Hausmeister bei der Bagel Bakery in Droßdorf.

Seine Karriere als DJ begann schon in der Schule, als er in der fünften Klasse für die Musik beim Schulfasching verantwortlich war. 1985 bestand er dann als staatlich geprüfter Schallplattenunterhalter der DDR und hat seitdem nie die Finger von der Musik mit entsprechender Partybeleuchtung und anderen Effekten gelassen. „Ich war schon immer der Unterhaltungstyp. Wahrscheinlich habe ich das von mei- nem Vater, der bei Familienfeiern gern immer in Verkleidung Witze erzählt hat“, erinnert er sich. Er erinnert sich gern an die Anfangszeit mit zusammen- gesteckten Mopedlampen als Beleuchtung und Musik aus Kassettenrekordern.

Unter dem Namen DJ Udo Mugge ist er erst seit fünf Jahren unterwegs. „Der Name stammt weniger von der sächsi- schen Ausdrucksweise von dem Wort Musik oder den entsprechenden Auf- tritten, sondern mehr von dem Begriff Musikalisches Gelegenheitsgeschäft. Ich wollte meinen Anspruch im Namen ausdrücken“, meint Udo Höntsch. Doch seine Liebe zur Musik als Gelegenheit abzutun, wäre viel zu kurz geraten. „Ich brauche Musik, ich brauche den Kon- takt zu den Leuten“. Man spürt, wie sehr ihm das fehlt. Und von dieser Liebe zur Musik kann ihn auch Corona nicht abhalten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.